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Libanon: Zeit der Prüfung

ISTANBUL: Während sich der Libanon auf die mögliche Anklage der Hisbollah-Funktionäre wegen des Mordes am ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik Hariri vorbereitet, ist die Wirtschaft des Landes ins Wackeln geraten. Der Missionsbericht des Internationalen Währungsfonds vom März 2009 kam unter Verweis auf die seit 30 Jahren andauernden chronischen politischen Tumulte des Landes zu dem Schluss, dass „der Libanon auf Jahre hinaus für Erschütterungen anfällig bleiben wird“. Zwar begrüßte der IWF den Aktionsplan der damaligen Regierung zur Krisenbekämpfung, doch gab er sich keinen Illusionen hin, dass diese der Aufgabe gewachsen sein würde.

Im weiteren Verlauf jenes Jahres allerdings brachte die Regierung von Saad Hariri, Rafik Hariris Sohn, neue Hoffnung und verleitete den IWF zu der Aussage, dass sich dadurch „eine günstige Gelegenheit zur Belebung der Wirtschaftsreformen eröffnet“ habe. Der Erfolg der geplanten Reformen freilich hängt stark von der Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten politischen Gruppen des Libanon – Sunniten und Schiiten – ab, und davon hat es bisher nicht viel gegeben.

Tatsächlich bleibt ein zentraler Bestandteil der Gleichung der Einfluss äußerer Mächte. Das Treffen zwischen dem syrischen Präsidenten al-Assad und dem saudischen König Abdullah im vergangenen Juli in Beirut wurde als Zeichen der Annäherung zwischen zwei sunnitischen Gegenspielern bezeichnet. Doch einer seiner Zwecke war es, einem IWF-artigen Konjunkturprogramm die Rückendeckung der von Syrien unterstützten Hisbollah zu verschaffen. Es bleibt unklar, ab dieses Ziel erreicht wurde oder nicht.

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