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Die russische Kultur im Gulag

NEW YORK – Vor einem Jahr ordnete der russische Präsident Wladimir Putin eine „spezielle Militäroperation” in der Ukraine an, die vorgeblich darauf abzielte, die Menschen im östlichen Donbass zu schützen und die „Entmilitarisierung und Entnazifizierung“ des Landes zu gewährleisten. Mit diesem Schritt hat Putin aber auch einen Angriff auf die reiche Kultur seines eigenen Landes gestartet, die nun weltweit geschmäht wird.

Freilich ist der Verlust von beruflichen Perspektiven, Zukunftsplänen und internationalen Kontakten auf russischer Seite nicht mit den Verlusten gleichsetzen, die die von russischen Panzern und Bomben bedrohten Menschen in der Ukraine hinzunehmen haben. Dennoch werfen die Auswirkungen des Krieges auf die russische Kultur und Putins Kampagne gegen Kulturschaffende und Künstler grundsätzliche Fragen über die Zukunft einer der größten Mächte der Welt auf.

Seit Beginn des Krieges warne ich davor, dass das „Canceln” russischer Kulturveranstaltungen und Austauschprogramme als Form der Kollektivbestrafung nach hinten losgehen könnte. Und zwar einerseits durch den damit verbundenen eingeschränkten Zugang zu Informationen über Putins Absichten und andererseits, weil damit Putins Behauptung, der Westen wolle Russland zerstören, vermeintlich seine Bestätigung findet. Allerdings könnte kein Außenstehender den Menschen in Russland so viel Schaden zufügen, wie es ihre eigene Regierung tut.

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