Korean leaders Moon Jae-in and Kim Jong-Un hold surprise second summit  South Korean Presidential Blue House via Getty Images

Der Weg zur Einigung mit Kim Jong-un

SEOUL – Hat der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un eine strategische Entscheidung getroffen, sein Atomprogramm zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung einzustellen, oder handelt es sich um ein weiteres diplomatisches Täuschungsmanöver, in dem er lediglich vorgibt das Atomprogramm seines verarmten Landes im Gegenzug für materielle Vorteile beenden zu wollen?

Das dürfte die zentrale Frage im Vorfeld des Gipfeltreffens zwischen Kim und US-Präsident Donald Trump in Singapur am 12. Juni sein. Bis dahin kennt niemand die die Antwort, vielleicht nicht einmal Kim selbst.

Optimisten neigen zu der Ansicht, dass Kims erklärte Absicht zu denuklearisieren aufrichtig ist. Sie heben die Tatsache hervor, dass sich Nordkoreas Wirtschaft grundlegend verändert hat seit er 2011 die Nachfolge seines Vaters Kim Jong-il angetreten hat. Sie ist heute offener und der Außenhandel macht fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, was die Folge eines allmählichen marktwirtschaftlichen Wandlungsprozesses ist, der Mitte der 1990er-Jahre begonnen hat. Doch diese Offenheit geht mit Verwundbarkeit einher, was Kims aktive diplomatische Bemühungen erklärt, schwerwiegende Störungen des Wirtschaftsgeschehens durch die bestehenden internationalen Sanktionen zu vermeiden.

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