Nordeuropas Bremswirkung auf die Weltwirtschaft

MADRID – Chinas Leistungsbilanzüberschüsse – seit dem Jahr 2000 im Schnitt fast 220 Milliarden Dollar jährlich – haben in den letzten Jahren eine Menge Kritik aus der übrigen Welt auf sich gezogen. Doch Deutschlands ähnlich große Überschüsse, die sich seit der Euro-Einführung 1999 auf durchschnittlich 170 Milliarden Dollar belaufen haben, sind bis vor kurzem weitgehend unbeachtet geblieben.

Der Unterschied, so wurde argumentiert, wäre die Währungsunion. Solange in der Eurozone als Ganzer ein relatives Gleichgewicht herrschte, galten die deutschen Überschüsse als irrelevant – ganz so, wie etwa die Überschüsse von Texas innerhalb der USA nie als Problem angesehen wurden. Die chinesischen Überschüsse dagegen wurden als Ursache globaler Ungleichgewichte betrachtet.

Dieses Argument ist insoweit korrekt, als davon auszugehen ist, dass es der Überschuss bzw. das Defizit in der Leistungsbilanz einer Währungsunion als Ganzer sind, die Auswirkungen auf den Wechselkurs haben. Und anders als China hat Deutschland keinen „nationalen“ Wechselkurs mehr, der sich als Reaktion auf seinen Leistungsbilanzüberschuss anpassen lässt. Diese Faktoren haben – zusammen mit dem Mangel an Handelsdaten für landesinterne Regionen – dazu geführt, dass sich die Ökonomen nur selten mit den internen Überschüssen oder Defiziten von Ländern befasst haben.

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