4f45340446f86f380e55df24_jo3688c.jpg John Overmyer

Gerechtigkeit für einige

NEW YORK – Das Hypothekendebakel in den Vereinigten Staaten hat große Fragen über die „Rechtsstaatlichkeit“ aufgeworfen – das allgemein akzeptierte Kennzeichen einer fortschrittlichen, zivilisierten Gesellschaft. Die Rechtsstaatlichkeit soll die Schwachen vor den Starken schützen und gewährleisten, dass alle gerecht behandelt werden. In Amerika hat sie nach der Hypothekenkrise keine dieser beiden Funktionen erfüllt.

Ein Teil der Rechtsstaatlichkeit ist die Sicherheit von Eigentumsrechten – wenn man z. B. Geld für ein Haus schuldet, kann die Bank einem das Haus nicht einfach wegnehmen, ohne den vorschriftsmäßigen Rechtsweg einzuhalten. Doch haben die Amerikaner in den letzten Wochen und Monaten mehrere Fälle erlebt, in denen Einzelne ihre Häuser räumen mussten, auch wenn sie keine Schulden hatten.

Für einige Banken sind das lediglich Kollateralschäden: Millionen von Amerikanern müssen noch aus ihren Häusern geworfen werden – zusätzlich zu den schätzungsweise vier Millionen in den Jahren 2008 und 2009. Tatsächlich würde die Rate der Zwangsversteigerungen noch zunehmen – hätte die Regierung nicht eingegriffen. Die abgekürzten Verfahren, die unvollständige Dokumentation und der überhandnehmende Betrug, die mit dem plötzlichen Drang der Banken einhergingen, während der Immobilienblase Millionen von Ramschkrediten zu vergeben, hat die Bereinigung des anschließenden Chaos jedoch komplizierter gemacht.

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