sheng120_ Lintao ZhangGetty Images_bidenchina Lintao Zhang/Getty Images

Joe Biden in einer multipolaren Welt

HONG KONG – Nächstes Jahr wird es 50 Jahre her sein, dass US-Präsident Richard Nixon nach China reiste, um sich mit dem Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas, Mao Zedong, und dem chinesischen Premierminister Zhou Enlai zu treffen – ein wichtiger Schritt zur Wiederherstellung der Beziehungen nach Jahrzehnten der Entfremdung und Feindschaft. Ein halbes Jahrhundert später ist der Fortschritt, den sie auf den Weg gebracht haben, so gut wie verloren, und US-Präsident Joe Biden trägt daran eine Mitschuld.

Die ideologischen Unterschiede zwischen den Vereinigten Staaten und China hätten 1972 nicht größer sein können. Doch beide Seiten erkannten die enormen Vorteile einer Entspannung. Indem sie die Sowjetunion isolierten, beschleunigten sie das Ende des Kalten Krieges. Und indem sie es China ermöglichten, seinen Schwerpunkt auf eine friedliche wirtschaftliche Entwicklung zu verlagern, stärkten sie den weltweiten Wohlstand für die nächsten Jahrzehnte.

Dank einer großen Zahl von Arbeitskräften und reichlich verfügbarem Land wurde China zu einem Kraftzentrum der Produktion, das es internationalen Unternehmen ermöglichte, ihre Produktionskosten zu senken und den Verbrauchern erschwinglichere Waren zu liefern. Im Laufe der Zeit wuchs das Einkommen der Chinesen, und die Niedrigkostenproduktion begann, in andere Länder zu wandern. Doch Chinas wirtschaftlicher Fortschritt – insbesondere die wachsende Nachfrage auf seinem riesigen Binnenmarkt – kam auch dem Rest der Welt zugute.

https://prosyn.org/j0vaQ5sde