padoan1_FABRICECOFFRINIAFPGettyImages_Italianflaginfrontofsun Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images

Italiens steiniger Weg in Richtung Aufschwung

TRIENT – Italien ist mit einer zweifachen Wirtschaftskrise konfrontiert, im Zuge derer im letzten Jahrzehnt zwei Rezessionen und eine Bankenkrise auf einen schon viel länger bestehenden strukturellen Wachstumsrückgang folgten. Und die hohe Staatsverschuldung lässt den politischen Entscheidungsträgern nur eingeschränkten Spielraum.

Die Staatsschulden belaufen sich derzeit auf astronomische 2,3 Billionen Euro oder 131 Prozent des BIP, so dass die Behörden jährlich staatliche Anleihen im Wert von 400 Milliarden Euro ausgeben müssen. Dadurch ist Italiens Wirtschaft äußerst anfällig für externe Schocks und es bedeutet auch, dass eine sorgfältige Verwaltung der öffentlichen Finanzen für die Aufrechterhaltung des Marktvertrauens von entscheidender Bedeutung ist. Die Stimmung unter den Anlegern kann sich plötzlich ändern - wie im Herbst 2011, als der Spread zwischen den Renditen italienischer Anleihen und jenen der deutschen Bundesanleihen einen Höchststand von 575 Basispunkten erreichte. Italien geriet in den Strudel einer ernsthaften Finanzkrise und konnte eine schwere Rezession nicht mehr vermeiden.

Hier kommt die grundlegende Frage der Reputation ins Spiel. Ebenso wie bei Menschen kann die Glaubwürdigkeit eines Landes in ein paar Wochen zerstört werden und es dauert möglicherweise Jahre, bis der gute Ruf wiederhergestellt ist. Und die Märkte sind bereit, Italien die Rechnung zu präsentieren, wie wir im Sommer 2018 sahen, als die neue Koalitionsregierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega ihre Ausgabenpläne präsentierte.

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