Picture of Euro coins in the box of a street performer ALBERTO PIZZOLI/AFP/Getty Images

Italiens Ausstieg aus dem Euro ist nur eine Frage der Zeit

NEW YORK – Kaum ein anderes Geschehen wird von Investoren aufmerksamer beobachtet als die Möglichkeit, dass eine populistische, euroskeptische Regierung in Italien ans Ruder kommen könnte. Die Renditedifferenz, oder der Spread, zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihen hat sich deutlich ausgeweitet und lässt erkennen, dass Investoren Italien für die riskantere Wette halten. Und die italienischen Aktienkurse sind gefallen – insbesondere inländische Bankaktien, der beste Anhaltspunkt für ein Länderrisiko – während die Aufschläge für die Versicherung gegen einen Staatsbankrott gestiegen sind. Es gibt sogar Befürchtungen, dass Italien eine weitere globale Finanzkrise auslösen könnte, vor allem, wenn eine Neuwahl de facto zum Referendum über den Euro würde.

Noch vor den Wahlen in Italien im März, bei denen die populistische Fünf-Sterne-Bewegung und die rechtsgerichtete Lega eine gemeinsame parlamentarische Mehrheit errungen haben, warnten wir bereits vor der Selbstgefälligkeit des Marktes gegenüber Italien. Jetzt findet sich Italien in einer Situation wieder, die mehr ist als eine punktuelle politische Krise. Es muss sich seinem grundlegenden nationalen Dilemma stellen: Soll es an den Euro gefesselt bleiben oder versuchen wirtschaftliche, politische und institutionelle Souveränität zurückzuerobern?

Wir vermuten, dass Italien einen Kompromiss eingehen und auf kurze Sicht in der Eurozone bleiben wird, wenn auch nur, um den Schaden zu vermeiden, den ein vollständiger Bruch verursachen würde. Langfristig könnte das Land aber zunehmend in Versuchung geraten die gemeinsame Währung zu verlassen.

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