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Eine italienische Warnung für Frankreich

PARIS – Die Unterstützung der „Gelbwesten“-Proteste in Frankreich durch die Chefs der  populistischen Parteien Italiens markiert eine traurige Premiere in der Geschichte der Europäischen Union. Noch nie zuvor hat sich einer der sechs Gründungsstaaten des europäischen Projekts so forsch in die inneren Angelegenheiten eines anderen eingemischt. Verschlimmert wird die Lage noch durch den Umstand, dass Italien eine Bewegung unterstützt, in der bestimmte Personen die fundamentalen europäischen Werte der Toleranz und des Respekts vor demokratischen Institutionen eindeutig ablehnen.

Italien ist auf Abwege geraten und Frankreich muss den Grund dafür verstehen, um den Kampf dafür aufzunehmen, dass der Populismus im eigenen Land nicht noch mehr an Boden gewinnt. Dabei gilt es für Frankreich, zwischen der italienischen Bevölkerung und einigen ihrer weit weniger großartigen Spitzenpolitiker zu unterscheiden.

Die wachsenden Spannungen zwischen der französischen und der italienischen Regierung sind teilweise die Folge eines Wettstreits zwischen den zwei populistischen Parteien in der italienischen Regierungskoalition, die im Juni 2018 ihr Amt übernahm. Ihren Ausdruck fand diese Entwicklung kürzlich in der massiv antifranzösischen Rhetorik des Parteichefs der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, der bisher im Schatten des Lega-Parteichefs Matteo Salvini stand. Doch die Ursprünge der antifranzösischen Gefühlslage in Italien reichen tiefer und sie ist sowohl innerhalb der Eliten als auch in Teilen der allgemeinen Bevölkerung zu finden.

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