zizek15_MAHMUD HAMSAFP via Getty Images_israelwestbank Mahmud Hams/AFP via Getty Images

Besatzung als Weg hin zum Dammbruch

LJUBLJANA: Das Einzige, was es am ersten Jahrestag des russischen Krieges zu feiern gab, waren das Ausmaß und der Mut des ukrainischen Widerstands, der alle überrascht hat – auch die Verbündeten der Ukraine und womöglich sogar die Ukrainer selbst. Durch diese Selbstverteidigung verwandelt sich die Ukraine.

„Der Wunsch der Menschen nach Gerechtigkeit in ihrem Heimatland hat nicht abgenommen“, so die Beobachtung der ukrainischen Journalistin Kateryna Semchuk. „Wenn überhaupt ist er stärker geworden – und das zu Recht, weil die meisten Bürger ihr Leben riskieren, um die von Russland ausgehende genozidale Bedrohung zu bekämpfen. Es steht für die Menschen, was die Zukunft der Ukraine angeht, persönlich derart viel auf dem Spiel, dass sie sensibler denn je dafür sind, was für ein Land wir werden und wie die Dinge nach dem Krieg sein sollten.“

Passend zu dieser neuen Stimmung hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuletzt mehrere führende Regierungsvertreter entlassen, die der Bestechlichkeit und anderer Delikte verdächtigt wurden. Doch bleibt abzuwarten, ob die ukrainische Kampagne gegen die Korruption zu einer radikaleren Infragestellung der Art und Weise führen wird, „wie die Dinge nach dem Krieg sein sollten“.

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