Inseln in der Isolation

PARIS – Die Japaner und die Briten scheinen ziemlich unterschiedlich zu sein, aber wenn man genauer hinschaut, kann man im Schicksal dieser beiden Inselvölker Parallelen erkennen. Angesichts ihrer alten imperialistischen Ambitionen und ihrer verbreiteten Abneigung gegen die großen Kontinente, von denen sie durch enge Meeresarme getrennt sind, sind sowohl die Briten als auch die Japaner empfänglich für die Sirenengesänge des Isolationismus. Leider scheinen momentan beide dieser gefährlichen Versuchung nachzugeben.

Vielleicht liegt das Schicksal in der Geographie. Als Inselbewohner hatten die Briten und die Japaner nur vorsichtigen Kontakt zu ihren jeweiligen großen Nachbarn, Europa und China – und oft einen Superioritätskomplex ihnen gegenüber. Beide haben ihre Isolation in der Geschichte durch starke Zentralregierungen, mächtige Seeflotten, dynamischen Unternehmungsgeist, eine lebhafte Kultur und imperiale Ambitionen kompensiert.

Heute geben Japan und das Vereinigte Königreich vor, offene Gesellschaften und Teilhaber am Globalisierungsprozess zu sein. In Wirklichkeit sind beide hauptsächlich weiterhin mit sich selbst und dem Verfall ihrer traditionellen Kultur beschäftigt. Beide versuchen verzweifelt, Immigranten fernzuhalten, ob durch kulturelle Segregation wie in Großbritannien oder durch simple Abwehr wie im Fall von Japan. Je mehr sich die Zivilisationen zu einer neuen Weltordnung vereinen, desto stärker wird die Versuchung für die Japaner und die Briten, sich abseits und fern zu halten.

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