Ist Peru als Nächstes dran?

Wenn die Peruaner am 9. April einen neuen Präsidenten wählen, haben sie die Wahl zwischen Ollanta Humala Tasso, einem nationalistischen ehemaligen Armeekommandanten, der radikale wirtschaftliche und soziale Veränderungen beabsichtigt, und Lourdes Flores Nano, die die aktuelle neoliberale Politik des Landes weiterführen würde. Egal, wer gewinnt, die Ergebnisse werden ein Echo in ganz Lateinamerika auslösen.

Ein Sieg für Humala schiene die nachlassende Anziehungskraft der neoliberalen Politik zu bestätigen, die auf dem Kontinent seit den 1980er Jahren vorherrscht. Die Frage wäre dann, welche Strategie Humala verfolgen würde. Würde er die inoffizielle Achse zwischen dem venezolanischen Populisten Hugo Chávez (ebenfalls ein ehemaliger Soldat) und Evo Morales in Bolivien stärken oder eher der Kombination aus verwaltungstechnischer Effizienz und linksorientierter Rhetorik zuneigen, die sich Lula da Silva in Brasilien und Nestor Kirchner in Argentinien zu Eigen gemacht haben?

Auf der anderen Seite würde der Sieg Flores' – zusammen mit dem von Alvaro Uribe, dessen Wahl zum kolumbianischen Präsidenten im Mai sicher scheint – sich gegen den scheinbar antiamerikanischen, linksgerichteten Trend Südamerikas wenden. Flores, eine sozialchristliche Kandidatin, die ein Rechtsbündnis vertritt, beabsichtigt die Weiterführung der neoliberalen Politik des amtierenden Präsidenten Alejandro Toledo, die in den letzten vier Jahren zu einem rasanten Anstieg des Wirtschaftswachstums, der ausländischen Investitionen und der Exporte geführt hat.

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