Der Kampf um die Vorherrschaft im Nahen Osten – Iran und Saudi-Arabien

BERLIN – In diesen Tagen wird der „neue“ Nahe Osten durch eine ganze Kette von Ereignissen eindrücklich für alle Welt sichtbar. Im Gegensatz zu jenem alten Nahen Osten, der seit dem Untergang des osmanischen Reiches durch westliche Vormächte bestimmt und stabilisiert wurde (seit dem Ende des I. Weltkriegs durch Großbritannien und Frankreich, dann, seit den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts bis in unsere Gegenwart hinein, durch die USA), gibt es in diesem neuen Nahen Osten keinen stabilisierenden externen Hegemon mehr. Und das hat gefährliche Folgen.

Die USA wollen und können diese Rolle offensichtlich nicht mehr ausfüllen, auch wenn sie sich nicht vollständig militärisch aus dieser Region zurückziehen werden. Aber eine direkte militärische Intervention, vor allem mit Truppen am Boden, wird es nach dem Debakel im Irak so schnell nicht mehr geben. An die Stelle eines externen Hegemons ist seit einiger Zeit ein machtpolitisches Vakuum getreten, das von verschiedenen regionalen, staatlichen wie nichtstaatlichen Akteuren versucht wird ausgefüllt zu werden, wobei die meisten nichtstaatlichen Akteure von der Unterstützung durch die eine oder andere regionale Vormacht abhängen.

Der dominierende Konflikt um die regionale Vorherrschaft ist dabei gegenwärtig der zwischen Iran und Saudi-Arabien, dessen bisherige mehr oder weniger verdeckte Schauplätze der Libanon, Irak und Syrien waren, zu denen sich nunmehr der Jemen hinzu gesellt. Der Konflikt im Jemen hat dabei eine neue Qualität, nicht nur, weil er im Süden der arabischen Halbinsel stattfindet und somit direkt auf das saudische Königreich zielt, sondern auch, weil in diesem Falle die Konfrontation zwischen Teheran und Riad offen und kaum noch verhüllt ausgetragen wird.

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