People gather to protest over high cost of living in Tehran Anadolu Agency/Getty Images

Was steht hinter den Protesten im Iran?

LONDON – Die rasante Ausbreitung der Unruhen in kleinen und großen Städten des Iran seit Ende Dezember hat fast alle überrascht – die reformorientierte Regierung unter Präsident Hassan Rouhani sowie viele Bürger und Beobachter. Ausgehend von Maschhad, einer großen, religiös geprägten Stadt im Nordosten des Landes, die auch als Hochburg der konservativen Gegner Rouhanis gilt, griffen die Proteste mit einer Geschwindigkeit und Wucht auf eine Reihe kleinerer Städte über, wie sie nur wenige vorausgesagt hätten. 

Die von steigenden Lebenshaltungskosten und sich ausweitenden wirtschaftlichen und sozialen Ungleichheiten geschürten Proteste verwandelten sich rasch in eine Absage an das Regime selbst. Doch obwohl sich ein großer Teil der Wut an das klerikale Establishment unter der Führung des Obersten Religionsführers Ajatollah Ali Chamenei richtet, steht für die Reformer genauso viel auf dem Spiel wie für die Hardliner.

Die Reformer im Iran sind nicht gewöhnt, so wie derzeit Zielscheibe der Frustration der Bevölkerung zu sein. Bei Präsidentenwahlen haben die politischen Reformer auf die Unzufriedenheit der Menschen wiederholt mit Versprechungen auf eine hoffnungsvollere Zukunft reagiert. Diese historische Rolle steht im Widerspruch zur gegenwärtigen Verantwortung der Reformer, in den städtischen Gebieten des Iran Recht und Ordnung wiederherzustellen.  

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