woods22_2_FABRICE_COFFRINI_AFP_Getty_Images FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images

Sind gemeinsame Werte notwendig für die internationale Zusammenarbeit?

OXFORD – Zwischen eskalierenden Handelsstreitigkeiten und Verwerfungen auf dem G7-Gipfel in diesem Monat ist der Zusammenbruch der globalen Governance deutlich sichtbar geworden. Auf die Vereinigten Staaten ist kein Verlass mehr, wenn es darum geht, bestehende Regeln zu wahren, geschweige denn sie durchzusetzen und von den Ländern im Allgemeineren ist nicht zu erwarten, dass sie gemeinsamen Normen zustimmen, geschweige denn, sich auch daran halten. Heißt das, die regelbasierte Weltordnung ist zum Scheitern verurteilt?

In den letzten sieben Jahrzehnten bildeten demokratische Werte die Grundlage der von den USA und Europa angeführten Bestrebungen, die internationale Zusammenarbeit zu vertiefen. Seit dem Ende des Kalten Krieges, als der Westen den Sieg der liberalen Demokratie beanspruchte, haben führende politische Vertreter der USA und Europas oftmals „gemeinsame Werte“ ins Treffen geführt wie etwa im Rahmen von Zusammenkünften der NATO und der G7 (die als G8 bekannt waren, bis Russland im Jahr 2014 wegen der Verletzung dieser Werte ausgeschlossen wurde).

Aber die Welt hat sich verändert. Russland muss nicht mehr Teil des Klubs der „Sieger“ des Kalten Krieges sein, um seine geostrategischen Interessen voranzutreiben. China war nie Mitglied dieses Klubs und ist trotzdem zu einer bedeutenden Weltmacht aufgestiegen. Neben anderen wichtigen Schwellenländern stellen diese Staaten zunehmend eine Herausforderung der geopolitischen Vorherrschaft des Westens dar, die man für gesichert hielt.

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