India child labor Daniel Berehulak/Getty Images

Der Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern

NEW DELHI – Mit jeder neuen Krise, die die Welt heimsucht, scheinen die Unterschiede der Menschen stärker hervor zu treten. Religion, ethnische Zugehörigkeit, Geschichte, Politik und Wirtschaft sind zu Werkzeugen der Verunglimpfung und Erniedrigung geworden. Die Menschheit scheint auseinander zu driften, und kein Land ist gegen die immer stärkeren Spaltungen immun.

Aber es gibt ein grundlegendes Thema, wo sich die Kontraste in einen Konsens auflösen: den Wunsch, Kindern ein sicheres Leben zu ermöglichen. Der Schutz des physischen, emotionalen und psychologischen Wohlergehens von Kindern ist ein universaler Instinkt, der von keinen Religionen, Dogmen oder Ideologien besiegt werden kann. Aber obwohl sich dabei alle einig sind, werden Kinder in aller Welt immer noch zu Opfern. Nur allzu oft wird der sexuelle Missbrauch in der Gesellschaft aufgrund von Familienstolz oder Angst vor Stigmatisierung ignoriert. Doch die Welt darf nicht mehr länger schweigen.

Die Zahlen sind alarmierend: Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation von 2016 wurde jeder vierte Erwachsene als Kind sexuell missbraucht. Eine Studie der indischen Regierung von 2007 ergab, dass in Indien 53% aller Kinder während ihres Lebens in irgendeiner Form von sexuellem Missbrauch betroffen waren. Und der Menschenhandel, insbesondere derjenige mit Kindern, ist mit jährlichen Profiten in Höhe von 150 Milliarden Dollar immer noch ein florierendes Geschäft. Mit anderen Worten: Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist eine moralische Epidemie, die über die ganze Welt verbreitet ist – eine Seuche, die wir nur besiegen können, wenn wir sie in aller Öffentlichkeit bekämpfen.

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