In Milosevics Schatten

Vor zwei Jahren klatschte die Welt Beifall, als Slobodan Milosevics Gegner sich zusammentaten, um seine Diktatur zu stürzen. Der Widerstand gegen Milosevic schien allerdings das einzige zu sein, was sie zusammenhielt. Seitdem die Führer des Protests an der Macht sind, haben sie sich ständig gegenseitig an der Gurgel.

Vojislav Kostunica, zur Zeit Präsident von Restjugoslawien und zurückhaltender Nationalist, lag in den Umfragen von vor zwei Jahren vor Milosevic. Er hatte danach einen hochrangigen Posten mit zahlreichen repräsentativen Verpflichtungen inne besaß aber wenig wirkliche, politische Macht. So beschloß er, bei den Serbischen Präsidentschaftswahlen am 29. September den Reformkandidaten Miroljub Labus, den für die Staatsfinanzen zuständigen Vizepremier, herauszufordern. Weil Kostunica beim ersten Wahlgang nicht 50 % aller registrierten Wählerstimmen plus eine zufielen, steht ihm am 13. Oktober ein zweiter Wahlgang gegen Labus bevor.

In dieser Wahl fiel auf, dass von intelligente Reden, lebhafte Debatten und kluge Slogans nichts zu bemerken war. Auch an Gewalttätigkeiten fehlte es, aber nicht an Beleidigungen. Zum Beispiel nannte Zoran Djindjic, der überpragmatische Ministerpräsident Serbien, der Labus unterstützt, Kostunica eine faule Drohne. Solche Redensarten sind bedauerlich, aber seit der Milosevic-Ära ein großer Schritt nach vorne. Damals beschimpften Befürworter und Gegner des Regime ihre jeweiligen Gegner üblicherweise als Verräter, Spione, oder Söldner des Westens.

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