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In einer gespaltenen Welt verlieren wir alle - warum wir mehr und nicht weniger Multilateralismus brauchen

PARIS – Die internationale Zusammenarbeit steht vor einer Zerreißprobe. Protektionismus und Nationalismus sind auf dem Vormarsch. Regierungen verfolgen ihre politischen Ziele zunehmend im Alleingang oder mit ad-hoc Entscheidungen statt durch Verhandlungen und Vereinbarungen. Dabei steht außer Frage, dass eine wirksame internationale Zusammenarbeit wirtschaftliche Vorteile bringt und das Leben der Menschen nachhaltig verbessert.

So hat der automatische Informationsaustausch in Steuersachen nach dem Standard der OECD Regierungen weltweit zusätzliche Steuereinnahmen von fast 85 Mrd. Euro beschert - Mittel, die in Sozial- und Bildungsprogramme investiert werden können. Dank der OECD-Konvention gegen Bestechung ausländischer Amtsträger ist diese Form der Korruption heute in 43 Ländern strafbar. Oder das PISA-Programm der OECD: Es bietet mittlerweile 72 Ländern fundierte Informationen über die Qualität ihres Bildungssystems und hilft, gute Bildung für alle zu erreichen.

Dies sind nur Beispiele. Doch der Wert des multilateralen Systems geht weit über den Nutzen einzelner Programme hinaus. Multilaterale Institutionen hatten entscheidenden Anteil am Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie waren und sind ein Bollwerk gegen Krieg und Gewaltherrschaft, indem sie Länder unter dem gemeinsamen Ziel zusammenführen, Wohlstand und Lebensqualität ihrer Bürger zu mehren. Vermiedene Kriege und gerettete Leben sollten somit auch als Erfolge der internationalen Kooperation verbucht werden.

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