113da6035ceb20980ad86c00_pa1125c.jpg Paul Lachine

Wie eine Depression vermieden werden kann

AMSTERDAM – Die jüngsten Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass die Rezession in die meisten hoch entwickelten Volkswirtschaften zurückkehrt. Außerdem stehen die Finanzmärkte momentan unter einem Stressausmaß, das sie seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im Jahr 2008 nicht mehr erlebt haben. Es besteht die akute Gefahr einer Wirtschafts- und Finanzkrise, die noch schlimmer ausfällt als die vorherige – und nun nicht mehr nur den Privatsektor betrifft, sondern auch Staaten am Rande der Insolvenz. Was kann also getan werden, um die Auswirkungen einer weiteren wirtschaftlichen Kontraktion zu minimieren und eine tiefere Depression sowie eine finanzielle Kernschmelze zu verhindern?

Zunächst müssen wir erkennen, dass die zur Vermeidung eines fiskalpolitischen Desasters notwendigen Sparmaßnahmen wachstumsdämpfende Auswirkungen auf die Produktion haben. Wenn also Staaten in der Peripherie der Eurozone zu Sparprogrammen gezwungen sind, sollten Länder, denen kurzfristige Stimulierungsmaßnahmen möglich sind, diese auch ergreifen und ihre eigenen Sparbemühungen hintan stellen. Zu diesen Ländern zählen die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutschland, der Kern der Eurozone und Japan. Außerdem sollten auch Infrastrukturbanken geschaffen werden, um die nötige Finanzierung der öffentlichen Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.

Zweitens: Während Geldpolitik wenig ausrichtet, wenn es nicht um Illiquidität, sondern um exzessive Schulden und Insolvenz geht, kann eine Kreditlockerung im Gegensatz zu reiner quantitativer Lockerung durchaus hilfreich sein. Die Europäische Zentralbank sollte ihre fehlerhafte Entscheidung einer Zinserhöhung zurücknehmen. Eine weitere geld- und kreditpolitische Lockerung ist auch für die US-Notenbank Federal Reserve notwendig, für die Bank of Japan, die Bank of England sowie die Schweizer Nationalbank. Die Inflation wird bald die letzte Sorge der Zentralbanken sein, da eine erneute Flaute auf den Waren-, Arbeits-, Immobilien-, und Rohstoffmärkten den Disinflationsdruck schürt.

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