women waiting at clinic The Washington Post/Getty Images

Ein Überangebot an Kliniken schadet den Entwicklungsländern

FREETOWN, SIERRA LEONE – Vielfach drängen Geldgeber wie die Weltbank und die Weltgesundheitsorganisation die Entwicklungsländer, in nationale Gesundheitssysteme zu investieren. Doch obwohl die rasche Errichtung von Kliniken und anderen medizinischen Einrichtungen auch in den entlegensten Regionen als unkomplizierter Ansatz zur Sicherstellung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung erscheinen mag, hat sich herausgestellt, dass dem nicht so ist. 

Die jüngste Ebola-Epidemie in Westafrika unterstrich die dringende Notwendigkeit für stärkere, effizientere und belastbarere Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern. Bauen die Länder allerdings überstürzt weitere Kliniken, präsentieren sich die daraus resultierenden Einrichtungen vielfach unüberlegt errichtet und es fehlt an Ausrüstung, Verbrauchsmaterialien und Personal, um lebenswichtige Gesundheitsdienste wirksam bereitzustellen.

In meinem Heimatland Sierra Leone habe ich im Rahmen meiner häufigen Besuche in ländlichen Gebieten etliche Gesundheitseinrichtungen gesehen, auf die man in den Gemeinden gern verzichtet hätte. In einer neu renovierten Einrichtung in Masunthu beispielsweise war die Ausstattung an Geräten karg und fließendes Wasser nicht vorhanden. Bei den Einrichtungen in den nahe gelegenen Orten Maselleh und Katherie zeigten sich Risse in den Wänden, die Dächer waren undicht und es gab so wenige Schränke, dass Verbrauchsmaterialien wie Spritzen oder die Patientenkarteien auf dem Boden gestapelt werden mussten. 

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