buruma114_Michel Porro_Stringer_Geert Wilders Michel Porro/Stringer

Die Haartracht des Platzhirsches

NEW YORK: Es ist schon viel geschrieben worden über Donald Trumps eigentümliche Frisur – jene Art von aufgewelltem, gefärbtem Klappscheitel, die man eher vom Geschäftsführer eines billigen Nachtclubs erwarten würde als von einem Präsidentschaftskandidaten. Gibt es wirklich noch mehr darüber zu sagen? Tatsächlich könnte die Frisurfrage in der Politik weniger trivial sein, als es den Anschein hat.

Es ist bemerkenswert, wie viele Politiker insbesondere auf der populistischen Rechten ausgefallene Frisuren zur Schau tragen. Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi etwa verwendete einen Kajalstift, um die durch seine beiden Haartransplantationen nicht abgedeckten kahlen Stellen zu füllen. Der holländische Demagoge Geert Wilders färbt seinen mozartartigen Haarbausch platinblond. Boris Johnson, der Brexit-Propagandist und jetzige britische Außenminister, gibt sich Mühe, seine strohfarbene Matte in einem permanenten Zustand einstudierter Unordnung zu halten. Und sie alle schneiden in der Gunst jener Wähler, die Wut und Ressentiments gegenüber den geschliffenen urbanen Eliten empfinden, gut ab.

Dann ist da der Vater des modernen europäischen Populismus, der verstorbene niederländische Politiker Pim Fortuyn, der gar keine Haare hatte. Doch sein glänzender, glatt rasierter Schädel fiel gegenüber den adretten Graufrisuren der etalierten Politiker genauso sehr auf wie Johnsons blonder Mopp oder Trumps vergoldeter Klappscheitel (von Berlusconi abgesehen sind übrigens alle diese Männer blond oder blondiert; dunkles Haar scheint beim populistischen Mob weniger gut anzukommen).

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