Greek soup kitchen Aristidis Vafeiadakis/ZumaPress

Griechenlands Abhängigkeit von Finanzhilfe

NEW YORK – Das anhaltende griechische Schuldendrama ist aus vielerlei Gründen tragisch, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Beziehungen des Landes zu seinen Gläubigern an das Verhältnis zwischen Entwicklungsländern und der Hilfsindustrie erinnern. Tatsächlich weist die Abfolge der Rettungspakete für Griechenland viele jener krankhaften Merkmale auf, die seit Jahrzehnten auch die Entwicklungsagenda kennzeichnen – darunter langfristige politische Folgen, die bislang weder Finanzmärkte noch die Menschen in Griechenland erkennen.

Wie im Falle anderer Hilfsprogramme wurden finanzielle Mittel im Ausmaß von hunderten Milliarden Euro von reicheren in eine viel ärmere Volkswirtschaft transferiert und das - wenn auch unbeabsichtigt – mit negativen Konsequenzen. Das Hilfsprogramm, mit dem Griechenland vor dem Austritt aus der Eurozone bewahrt werden soll, hat die Schuldenquote des Landes von 130 Prozent zu Beginn der Krise im Jahr 2009 auf derzeit über 170 Prozent ansteigen lassen, wobei der Internationale Währungsfonds prognostiziert, dass die Schuldenlast in den nächsten zwei Jahren 200 Prozent des BIP erreichen könnte. Diese außer Kontrolle geratene Schuldenspirale droht den Wachstumskurs des Landes abzuflachen und die Beschäftigungsperspektiven zu verschlechtern.

Wie auch andere Hilfeempfänger ist Griechenland mittlerweile in einer Beziehung wechselseitiger Abhängigkeit mit seinen Gläubigern gefangen, die Hilfe in Form eines De-facto-Schuldenerlasses mittels subventionierter Kredite und aufgeschobener Zinszahlungen gewähren. Kein vernunftbegabter Mensch rechnet damit, dass Griechenland jemals in der Lage sein wird, seine Schulden zu bezahlen, aber das Land befindet sich in einem scheinbar endlosen Kreislauf aus Zahlungen und Rettungspaketen – wodurch es in seiner Existenz von den Gebern abhängig gemacht wird.

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