ms8110c.jpg Margaret Scott

Griechenlands weiche Budgets in harten Zeiten

BRÜSSEL – Die erste de facto-Pleite eines als “entwickelt” bezeichneten Landes ist nun eingetreten, und die privaten internationalen Gläubiger haben auf ihre Forderungen gegenüber dem griechischen Staat einen “Haircut” von über 50% akzeptiert. Daher hat Griechenland nun bei ausländischen privaten Investoren nur noch sehr wenig Schulden.

Außerdem hat das Land noch strengeren Haushaltszielen zugestimmt und im Gegenzug Finanzhilfen in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro erhalten. Der Zweck des ganzen Pakets liegt darin, eine vollständige Pleite zu verhindern und es Griechenland zu ermöglichen, finanzielle Anpassungen vorzunehmen, ohne die Finanzmärkte zu sehr zu beunruhigen. Aber dieser Ansatz (ein Haircut auf Privatschulden gemeinsam mit fiskalen Anpassungen) funktioniert für sich allein genommen wahrscheinlich nicht.

Das wirkliche Problem in Griechenland ist nicht mehr das Haushaltsdefizit, sondern eine Kombination von Kapitalflucht und weiter andauerndem übermäßigem Konsum im Privatsektor, der seit über einem Jahrzehnt daran gewöhnt ist, mehr auszugeben als einzunehmen. Dieser Überkonsum wurde (zumindest bis jetzt) von der Regierung finanziert, und damit bestehen die meisten der Auslandsschulden aus Verbindlichkeiten des privaten Sektors. Die offizielle Version lautet, dass der griechische Überkonsum aufhört, wenn die Regierung ihre Ausgaben zügelt und die Steuern erhöht.

https://prosyn.org/saOnRiOde