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Auseinandersetzung mit der Globalisierung 4.0

GENF – Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die internationale Gemeinschaft zusammen, um eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Nun muss sie das wieder tun. Aufgrund der langsamen und ungleichen Erholung im Jahrzehnt seit der globalen Finanzkrise ist ein erheblicher Teil der Gesellschaft unzufrieden und verbittert, nicht nur in Bezug auf Politik und Politiker, sondern auch im Hinblick auf die Globalisierung und das gesamte Wirtschaftssystem, das ihr zugrunde liegt. In einer Zeit der weit verbreiteten Unsicherheit und Frustration ist der Populismus als Alternative zum Status quo immer attraktiver geworden.

Aber der populistische Diskurs verdeutlicht - und verwirrt - die inhaltlichen Unterschiede zwischen zwei Konzepten: Globalisierung und Globalismus. Die Globalisierung ist ein Phänomen, das von der Technologie und der Bewegung von Ideen, Menschen und Gütern getrieben wird. Der Globalismus ist eine Ideologie, die die neoliberale globale Ordnung über nationale Interessen stellt. Niemand kann leugnen, dass wir in einer globalisierten Welt leben. Aber ob unsere gesamte Politik „globalistisch” sein sollte, ist höchst fragwürdig.

Schließlich hat dieser Moment der Krise wichtige Fragen zu unserer Global-Governance-Architektur aufgeworfen. Da immer mehr Wähler fordern, die „Kontrolle” von den „globalen Kräften” zurückzuerobern, besteht die Herausforderung darin, die Eigenständigkeit der Nationalstaaten in einer Welt wiederherzustellen, die Zusammenarbeit erfordert. Anstatt die Wirtschaft durch Protektionismus und nationalistische Politik abzuschotten, müssen wir einen neuen sozialen Pakt zwischen den Bürgern und ihren Entscheidungsträgern schmieden, damit sich jeder zu Hause sicher genug fühlt, um der Welt im Allgemeinen gegenüber offen zu bleiben. Andernfalls könnte der fortschreitende Zerfall unseres Sozialgefüges letztendlich zum Zusammenbruch der Demokratie führen.

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