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Willkommen im 21. Jahrhundert

BERLIN – Der Jahresbeginn 2016 hat es wirklich in sich: ein Börsenbeben in China, das die Börsen weltweit destabilisiert, das Platzen der Träume (oder besser „Blase“) der BRIC Staaten, der dramatische Verfall des Ölpreises, der viele Ölförderländer rund um den Globus in eine tiefe Krise treiben wird, mit absehbaren politisch destabilisierenden Folgen vor allem im Nahen und Mittleren Osten, aber auch in Afrika, Südasien und Lateinamerika, ein erneuter Atom- oder Wasserstoffbombenversuch in Nordkorea, und schließlich die sich immer weiter zuspitzende innere Destabilisierung Europas durch einen neuen Nationalismus in der anhaltenden Flüchtlingskrise, die beide den Zusammenhalt des historischen Projekts der Europäischen Union akut gefährden. Hinzu gesellt sich noch die anhaltende Krise in der Ukraine, ein Ergebnis des russischen Neoimperialismus unter Putin, und die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus.

Zu guter Letzt fehlen jetzt nur noch merkwürdige, unheilverkündende Naturerscheinungen wie Kometen am Himmel um das Jahr 2016 zu einem Jahr der großen Unheilserwartungen zu machen.

Denn wohin man auch blickt, zu Beginn des neuen Jahres scheinen die Kräfte des Chaos gegenüber der überkommenen Ordnung der Welt und auch einzelner Regionen überhand zu nehmen. Ein globaler Ordnungsverlust in Politik und Wirtschaft ist angesichts der Ereignisse und Fakten nicht von der Hand zu weisen, ohne dass aber auch nur in Ansätzen die Konturen einer neuen Ordnung sichtbar wäre, welche die aus zwei Weltkriegen, dem Kalten Krieg und der Dekolonialisierung hervorgegangene alte globale Ordnung ablösen könnte.

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