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Gebt den Briten Zeit

KOPENHAGEN – „Mit Bedacht und Besonnenheit lässt sich jeder Knoten lösen!“ hat ein befreundeter englischer Fliegenfischer einmal zu mir gesagt. Ich musste an seine Worte denken, als in vielen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (wenn auch nicht in Großbritannien) nach dem Brexit-Referendum des Vereinigten Königreichs eine schnelle Scheidung gefordert wurde. Auch der Juni 1992 kam mir wieder in den Sinn, als eine knappe Mehrheit der dänischen Wähler den Vertrag von Maastricht in einem Referendum abgelehnt hatte – ein ähnlich gearteter Fall wie in Großbritannien im vergangenen Monat.

Welche Lehren lassen sich aus diesem vorangegangenen Ereignis ziehen? Zunächst einmal würde das eilige Vorantreiben des Prozesses sicherlich zu einem Ergebnis führen, das weder dem Interesse des Vereinigten Königreichs, noch der EU dient. Dies ist nicht der Zeitpunkt für überstürzte Entscheidungen oder nutzlose Schuldzuweisungen. „Gut Ding will Weile haben“ wie das alte Sprichwort sagt. Entscheidungsträger in der EU und im Vereinigten Königreich sollten sich über die Tragweite des Geschehenen klar werden; erst dann ist es angebracht, damit zu beginnen, das Beste aus einer sehr komplizierten Situation zu machen.

Das Nein der Dänen bei der Abstimmung 1992 hat Europa damals erschüttert. Dänemark war eines von zwölf Ländern, das über den Vertrag von Maastricht abstimmte, der die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion zum Ziel hatte, und die anderen elf Länder waren bestrebt den Prozess voranzubringen, um die EU auf die neue Ära nach dem Ende des Kalten Krieges vorzubereiten.

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