German Chancellor Angela Merkel watches as a member of the German Navy's Special Forces boards from a speedboat Sean Gallup/Getty Images

Wie Deutschland Europa beraubt

NEW YORK – Das deutsche Denken über die Integration der Eurozone ist von zwei Mantras bestimmt: Verantwortlichkeiten und Kontrolle müssen im Einklang stehen (also keine Vergemeinschaftung von Risiken ohne gemeinsame Gerichtsbarkeit); und bevor zwischen den Euro-Mitgliedstaaten eine Risikostreuung eingeführt wird, müssen alte Risiken aus der Welt geschafft werden. Seit 2010 wird die gesamte Diskussion über die Weiterentwicklung des Eurobestimmen von diesen beiden Grundsätzen bestimmt. Dafür, dass die Gründung einer europäischen Bankenunion nur so zäh voran geht, sind sie entscheidend verantwortlich. Die deutschen Politiker behaupten, ihr Land sei bereit für eine gemeinsame Zukunft, aber nur dann, wenn Europa vorher reinen Tisch macht.

Auf den ersten Blick scheint dieser Vorschlag durchaus vernünftig zu sein. Um ihn aber wirklich zu verstehen, hilft es, dieselbe Logik auf einen anderen politischen Bereich zu übertragen: den der Sicherheit und Verteidigung.

Was wäre, wenn Frankreich den deutschen Ansatz zur Integration der Eurozone auf die Frage der Vergemeinschaftung von Verteidigungsverpflichtungen anwenden würde? Was wäre, wenn die Franzosen als absolute Voraussetzung für eine weitere Sicherheitszusammenarbeit darauf bestehen würde, dass Deutschland nicht nur sofort sein Verteidigungsbudget aufstockt, sondern auch noch seinen Ausgabenrückstand der letzten Jahrzehnte aufholt?

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