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Die Demokratie in Deutschland braucht einen Befreiungsschlag

BERLIN – Im Spektakel rund um die Gespräche zur Bildung einer neuen Koalitions­regierung in Deutschland wird deutlich, wo die Unzufriedenheit der Wähler herkommt. Machtspiele, Kirchturmpolitik und Kompromisse ohne vorherige öffentliche Debatte dokumentieren die Abkopplung der großen deutschen Parteien von der Wählerschaft – was diese den Populisten geradezu in die Arme treibt.

Entsprechend erfahren politische Randgruppen einen Aufschwung. Die Alternative für Deutschland und Die Linke besetzen zusammen etwa ein Viertel der Sitze im Bundestag. Die sich derzeit konstituierende “große Koalition“ hält nur wenig mehr als 50 Prozent der Sitze, deutlich weniger als in den beiden vorhergehenden Legislaturperioden.

Insbesondere die AfD kann ihr Glück kaum fassen. Eine Partei mit fragwürdigem Verhältnis zur Demokratie wird wohl die größte Oppositionsfraktion im Bundestag stellen. Bedenkt man, dass sie erstmals überhaupt im Parlament vertreten ist, erfüllen sich damit ihre kühnsten Träume.

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