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Deutschland wacht auf

MADRID – Der barbarische Krieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine scheint Deutschland aus seinem Dornröschenschlaf nach dem Kalten Krieg geweckt zu haben. Ein einschneidender Kurswechsel in der Außen- und Verteidigungspolitik lässt darauf schließen, dass Deutschland zu neuen Einsichten über die Unzuverlässigkeit Russlands als Partner und die umfassenderen sicherheitspolitischen Herausforderungen für Europa gelangt ist. Doch kann Deutschlands härtere Linie einer schmerzhaften und langwierigen Krise standhalten, oder werden entgegenkommende Stimmen wieder lauter werden und darauf drängen, die Realitäten vor Ort zu akzeptieren?

An der Entschlossenheit der deutschen Reaktion auf die russische Invasion gibt es keinen Zweifel. Bundeskanzler Olaf Scholz hat nicht nur das Pipelineprojekt Nord Stream 2 gestoppt, sondern zudem angekündigt, die Verteidigungsausgaben in diesem Jahr um 100 Milliarden Euro zu erhöhen und zugesagt, Waffen – nicht nur Helme – an ukrainische Kämpfer zu liefern.

Darüber hinaus hat sich Deutschland an der Verhängung umfassender westlicher Sanktionen beteiligt, die darauf abzielen, Russland zu isolieren und größtmöglichen wirtschaftlichen Schaden zuzufügen. Vor allem aber scheint Deutschland endlich seine seit langem vertretene Überzeugung aufgegeben zu haben, dass der Dialog der einzige Weg ist, mit dem Kreml umzugehen.

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