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Der grüne Pazifismus zieht in den Krieg

HAMBURG – Deutschland verlässt sein Traumreich und die Grünen, die bisher eher nicht als prototypische Realisten aufgefallen sind, gehen voran. Vor vierzig Jahren waren die Grünen aus dem Nichts mit einer extremen Ideologie aufgetaucht: gegen amerikanische Atomwaffen, gegen Kernkraft, gegen jede Form der Gewalt. Nennen wir es „Ökopazifismus“ oder „Frieden über alles“.

In den 1980ern mobilisierten sie Millionen gegen die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen und blockierten Atomkraftanlagen. Aber wo man steht, hängt immer auch davon ab, wo man sitzt. Heute sind die Grünen eine Säule der deutschen Koalitionsregierung. Ihre Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck sind Außenministerin bzw. Wirtschaftsminister.

Wie die Weiße Königin in Alice im Wunderland haben die Grünen zuzeiten vor dem Frühstück bereits an viele unmögliche Dinge geglaubt. Wie die meisten Deutschen. Das Land könne mehr als genug billiges Gas aus Russland beziehen, Öl und Kohle durch Sonne und Wind ersetzen und bis Ende 2020 problemlos seine letzten drei Kernkraftwerke abschalten.

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