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Die geopolitische Eroberung der Wirtschaft

PARIS – Von der Huawei-Affäre bis zum AUKUS-Streit und darüber hinaus – eine neue Realität erschüttert die Weltwirtschaft: die meist feindliche Übernahme der internationalen Wirtschaft durch die Geopolitik. Dieser Prozess steht wahrscheinlich erst am Anfang, und die Herausforderung besteht nun darin, zu lernen, damit zu leben.

Natürlich waren Wirtschaft und Geopolitik nie völlig getrennte Bereiche. Die liberale Wirtschaftsordnung der Nachkriegszeit wurde von Ökonomen entworfen, aber auf der Grundlage eines Masterplans, der von außenpolitischen Strategen konzipiert wurde. Die US-Politiker der Nachkriegszeit wussten, was sie wollten: ein „weltweites Umfeld, in dem das amerikanische System überleben und gedeihen kann“, wie es in einem Bericht des Nationalen Sicherheitsrats von 1950 heißt. Aus ihrer Sicht war der Wohlstand der freien Welt das (letztlich erfolgreiche) Mittel, um den Sowjetkommunismus einzudämmen und möglicherweise zu besiegen, und die liberale Ordnung war das Mittel, um diesen Wohlstand zu erreichen.

Doch obwohl das Endziel geopolitisch war, wurden die internationalen Wirtschaftsbeziehungen 70 Jahre lang durch ihre eigenen Regeln bestimmt. Gelegentlich wurden konkrete Entscheidungen durch geopolitische Erwägungen verzerrt: Für die Vereinigten Staaten war die finanzielle Unterstützung Mexikos durch den Internationalen Währungsfonds niemals gleichwertig mit der Unterstützung Indonesiens. Die Grundsätze der Handels- oder Wechselkurspolitik waren jedoch streng wirtschaftlich.

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