LGBT am Arbeitsplatz

DAVOS – Als sich Tim Cook, der CEO von Apple, im letzten Jahr öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte, bekam ich Hunderte von E-Mails und Anrufen von Führungskräften aus aller Welt. Von mir, einer „geouteten“ leitenden Mitarbeiterin bei Ernst&Young, schien jeder wissen zu wollen, was dies meiner Einschätzung nach für die Inklusion von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LGBT) weltweit bedeutet. Immerhin steht Apple auf dem fünften Platz der Fortune-500-Liste der weltgrößten Unternehmen. War dies das Ende der „Lavendeldecke“, der Karriere-Benachteiligung dieser Menschen?

In seinem Bloomberg-Businessweek-Artikel schreibt Cook, wie ihn sein Schwulsein beeinflusst hat: „Ich bin stolz, schwul zu sein, und ich halte meine Homosexualität für eins der größten Geschenke, die Gott mir gegeben hat. Schwul zu sein hat mir ein tieferes Verständnis dafür gebracht, was es bedeutet, in der Minderheit zu sein, und es bietet mir einen Einblick in die Probleme, mit denen Menschen, die anderen Minderheiten angehören, täglich konfrontiert sind.“

Meine eigene Erfahrung damit, „anders“ zu sein, ist vielschichtig. Wie Cook hat mir meine Erfahrung, in der Minderheit zu sein, geholfen, eine inklusive Führungskraft zu werden. Im Gegensatz zu ihm war ich vor meinem Coming-Out eine extravertierte Frau, und in meinem stark männlich geprägten, von Extravertierten dominierten Beruf unterschied sich meine Vorgehensweise meist deutlich von der meiner Kollegen. Seit meinem Bekenntnis im Jahr 2011 war ich in der Öffentlichkeit meiner selbst treuer und gegenüber anderen authentischer. Dies hat mich zu einer besseren Führungskraft gemacht. Und dass ich in einer Führungsposition in einer weltweit tätigen Organisation tätig war, hat mir eine Bühne verschafft, von der aus ich über eine Vielzahl von Themen offen sprechen kann.

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