Von der Finanz- zur Demokratie-Krise in Asien

JAKARTA: Die Finanzkrise in Südostasien wurde mittlerweile durch eine politische Krise abgelöst. Der philippinische Präsident Estrada, der sein Amt niemals wirklich im Griff hatte, wurde mittels eines gewaltlosen, vom aufbegehrenden Volk unterstützten Staatstreiches seines Amtes enthoben. Der gegenwärtige indonesische Präsident Wahid muss mit einem Amtsenthebungsverfahren rechnen; das gleiche droht unter Umständen dem taiwanesischen Präsidenten. Der neue Premierminister Thailands hat sein Amt trotz einiger Skandale angetreten, und die Politik Malaysias scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt instabiler denn je im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre.

Die Jahre des südostasiatischen Aufschwungs sind vorüber. Doch das heißt nicht, dass sie für immer vorbei sind, da die Ursachen für die geschilderte Instabilität nicht im Verborgenen liegen. Die heutigen politischen Turbulenzen haben in der Tat dieselben Wurzeln, wie sie die vergangenen Finanzstürme hatten: Diese Wurzeln sind in den ungeeigneten, unsoliden und ungeformten Institutionen zu suchen. Wenn sie sich nicht diesen institutionellen Mängeln annimmt, wird die asiatische Gesellschaft niemals den Weg zurückfinden.

Selbstverständlich sind Wirtschaft und Demokratie keine eineiigen Zwillinge. Nichtsdestotrotz existieren Parallelen: Ohne die Überwachung und das gegenseitige Gleichgewicht gesunder einheimischer Institutionen erschüttern die globalen Stürme der politischen Liberalisierung vormals autoritäre Regime ebenso, wie bereits die ökonomische Globalisierung schwache Finanz-Institutionen verheerend verwüstet hat. In der Tat können aus der ökonomischen Krise Asiens in den Jahren 1997 und 1998 für die gegenwärtig herrschenden politischen Unruhen wichtige Schlüsse gezogen werden.

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