Global free trade shipping Morris MacMatzen/Getty Images

Es ist zu spät, um die Verlierer des Freihandels zu entschädigen

CAMBRIDGE – Es scheint sich dieser Tage bei den wirtschaftlichen und politischen Eliten weltweit ein neuer Konsens etabliert zu haben, wie man der globalisierungsfeindlichen Gegenreaktion begegnen könne, die Populisten wie Donald Trump so geschickt ausgenutzt haben. Die selbstbewussten Behauptungen, dass alle von der Globalisierung profitieren würden, sind perdu: Wir müssen, so gestehen die Eliten heute ein, akzeptieren, dass die Globalisierung Gewinner und Verlierer hervorbringt. Doch bestehe die richtige Reaktion nicht darin, die Globalisierung zu stoppen oder umzukehren; man müsse vielmehr gewährleisten, dass die Verlierer entschädigt würden.

Nouriel Roubini hat diesen neuen Konsens auf den Punkt gebracht: Die Gegenreaktion auf die Globalisierung könne „durch politische Maßnahmen eingedämmt und unter Kontrolle gebracht werden, mit denen Arbeitnehmer für ihre Begleiterscheinungen und -kosten entschädigt werden“, so Roubini. „Nur durch solche Maßnahmen können die Verlierer der Globalisierung zu der Überzeugung gelangen, dass sie eines Tages zu den Gewinnern gehören könnten.“

Dieses Argument scheint sowohl wirtschaftlich wie politisch durchaus vernünftig. Ökonomen sind sich seit langem bewusst, dass eine Handelsliberalisierung Umverteilungseffekte sowie absolute Verluste für einige Gruppen mit sich bringt, selbst wenn sie den wirtschaftlichen Kuchen eines Landes insgesamt vergrößert. Daher erhöhen Handelsvereinbarungen das nationale Wohlergehen nur in dem Maße eindeutig, in dem die Gewinner die Verlierer entschädigen. Eine derartige Entschädigung gewährleistet zugleich die Unterstützung für den offenen Handel durch breitere Bevölkerungsgruppen und wäre insofern auch politisch sinnvoll.

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