dock worker locked out sign labor dispute David McNew/Getty Images

Das wahre Problem beim Freihandel

NEW DELHI – Für die meisten Globalisierungskritiker ist der Handel das Problem und für die sich vertiefende Ungleichheit und zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit unter den Arbeitnehmern verantwortlich. Dies ist eine Argumentation, die die Unterstützung für US-Präsident Donald Trumps eskalierende Zölle befeuert. Warum aber stößt diese Botschaft weit über die USA und selbst die hoch entwickelten Länder hinaus in vielen Entwicklungsländern auf Widerhall, die in der Regel als hauptsächliche Nutznießer der Globalisierung dargestellt werden?

Der Freihandel ist durchaus nicht die einzige – oder auch nur die wichtigste – Quelle der Ungleichheit und Unsicherheit auf der Welt. Ein anhaltendes Problem, das überraschenderweise sehr viel weniger öffentliche Ablehnung provoziert, ist, dass der Finanzsektor weiterhin die Weltwirtschaft dominiert und dabei erhebliche Instabilität und wachsende Risiken wie jene hervorruft, die zur globalen Finanzkrise von 2008 führten.

Zudem verfolgen einige Länder nach wie vor Haushaltseinsparungen, statt ihre Haushalte etwa durch Bekämpfung der umfangreichen Steuervermeidung und -hinterziehung seitens der Großkonzerne und reicher Privatpersonen zu konsolidieren. Und es werden weiterhin arbeitssparende Innovationen entwickelt und umgesetzt, die unter einigen Gruppen „technologische Arbeitslosigkeit“ hervorrufen.

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