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„Zombie“-Apokalypse im Westen?

CAMBRIDGE – François Fillon, diskreter und loyaler ehemaliger Premierminister unter dem früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy ist nun also offizieller Kandidat der rechtsgerichteten Republikaner für die französischen Präsidentenwahlen in diesem Frühjahr. Bei den Vorwahlen der Partei im letzten November hatten frühe Meinungsumfragen einen Sieg Alain Juppés prognostiziert, der unter Sarkozys Vorgänger Jacques Chirac als Premierminister diente. Fillon lag abgeschlagen an dritter Stelle hinter Sarkozy (der ein politisches Comeback geplant hatte). Als Fillon einen Überraschungssieg für sich verbuchen konnte, begannen ihn viele Beobachter mit Donald Trump zu vergleichen.  

Fillon ist ein Mann der leisen Töne, reserviert, tiefgläubiger Katholik und lebt in einem kleinen Schloss in seinem Heimat-Département Sarthe. Ihm fehlt es an jener Dreistigkeit, Vulgarität und Selbstanbetung, die derzeit vom Trump Tower in New York ausgeht. Dennoch haben die Anhänger Fillons haben mit den Unterstützern Trumps drei Dinge gemeinsam: die Ablehnung liberaler Identitätspolitik; den Widerstand gegen „Expertenmeinungen” als wesentlichen Bestandteil der Politik und der politischen Entscheidungsfindung; sowie Angst vor Machtverlust und Status in einem Land, das sie einst beherrschten.

Fillons Erfolg geht auf das Jahr 2013 zurück, als landesweit tausende Demonstranten auf die  Straße gingen, um gegen ein Gesetz zur Legalisierung der gleichgeschlechtliche Ehe - die „Ehe für alle“ - zu protestieren, die von Präsident François Hollandes Justizministerin Christiane Taubira vor die Nationalversammlung gebracht worden war. Bei dieser „Manif pour tous” („Demo für alle”) versammelten sich die französischen Katholiken das erste Mal seit langer Zeit gezielt als Katholiken, um gegen die Regierung zu demonstrieren.

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