pa728c.jpg Paul Lachine

Denkanstoß zum Thema Genpflanzen

KOPENHAGEN – Während die Welt über die Auswirkungen des Klimawandels debattiert und sich um ein neues globales Abkommen bemüht, um diesen Wandel zu verhindern, herrscht in Kenia anhaltende Dürre, der schwere Überschwemmungen folgen. Familien in ländlichen Regionen sind von der vertrockneten Maisernte schwer betroffen. Die Menschen verhungern und viele der Überlebenden sind schwer unterernährt.

Es gibt Hoffnung: Nächstes Jahr werden kenianische Behörden beginnen Maissorten zu testen, von denen sie sich hohe Ernten und eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Dürre erhoffen. Warum aber hatten Bauern in Kenia und anderen afrikanischen Ländern keinen Zugang zu trockenheitsresistenten Pflanzensorten bevor sie von der Katastrophe betroffen wurden?

Ein Grund besteht darin, dass solche Nutzpflanzen auf Forschungsinstrumente aus der Molekularbiologie angewiesen sind, unter anderem auf Gentechnik. Afrikanischen Regierungen wurde gesagt Gentechnik sei gefährlich, und viele Europäer und ihre nationalen Regierungen – sowie transnationale NGOs wie etwa Greenpeace – sind entschlossen sich davon fernzuhalten.

Bedauerlicherweise hat die kenianische Regierung darauf gehört und ihren Bauern den Anbau von gentechnisch verändertem (GM) Mais untersagt, obwohl dieser schon seit vielen Jahren in Südafrika, Argentinien, Brasilien, den Vereinigten Staaten und anderen Ländern genehmigt, gesät, geerntet und sowohl von Mensch als auch Tier verzehrt wird. Obwohl Kenia über ein gut funktionierendes und finanziell gut ausgestattetes Agrarforschungssystem verfügt, hat die Regierung nicht einmal Feldversuche für GM-Nutzpflanzen zugelassen.

Die Molekularbiologie hat hervorragende Instrumente hervorgebracht, um Probleme wie gegenwärtig in Kenia in den Bereichen Gesundheit, Umwelt und Nahrung anzugehen. Die Frage ist, ob Entscheidungsträger bereit sind diese zu nutzen. Bei den meisten Regierungen in EU-Ländern ist das offenbar nicht der Fall. Aber warum werden Regierungen in Entwicklungsländern nicht aktiv? Sind die Risiken so hoch, dass sie das Leid rechtfertigen, das hätte verhindert werden können?

Gentechnisch veränderte Lebensmittel sind jetzt seit über 12 Jahren in den USA auf dem Markt. Die meisten Lebensmittel, die Amerikaner konsumieren, sind entweder gentechnisch verändert oder irgendwo in ihrem Herstellungsprozess genetischer Veränderung ausgesetzt. Es gibt keinen Beweis für auch nur einen einzigen Fall, in dem Krankheit oder Tod die Folge gewesen wären – nicht in den USA und auch nicht andernorts, wo gentechnisch veränderte Lebensmittel konsumiert werden. Ebenso wenig haben gentechnisch veränderte Futtermittel Krankheiten oder Todesfälle bei Tieren nach sich gezogen. Ein Umweltschaden wurde ebenfalls nicht festgestellt.

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Es ist ungewöhnlich, dass eine neue Technologie keine unerwünschten Nebenwirkungen hat. Man denke nur an all die Todesfälle, die die Erfindung des Rades nach sich gezogen hat, ganz zu schweigen von den Nebenwirkungen der meisten Medikamente, die wir einnehmen. Worin besteht also die Gefahr von gentechnisch veränderten Lebensmitteln?

Gegner von Gentechnik in den Bereichen Nahrungsmittel und Landwirtschaft haben verschiedene Argumente, die allesamt nicht stichhaltig zu sein scheinen. Erstens: „Gentechnik kann das Problem Hunger und unsichere Nahrungsmittelversorgung nicht lösen.“ Das ist richtig: Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel allein können das Problem nicht lösen, aber sie können ein wichtiger Bestandteil der Lösung sein.

Ein zweites Argument besteht darin, dass „wir nicht genug über die Wirkungen und Nebenwirkungen wissen“. Da einige der Gruppen, die gentechnisch veränderte Organismen ablehnen, die Feldversuche zerstören, die unser Wissen bereichern könnten, ist das zutreffendere Argument möglicherweise, dass viele Gegner nicht wollen, dass wir mehr wissen.

Drittens „sollten wir nicht Gott spielen“. Aber wenn Gott uns ein Gehirn gegeben hat, dann damit wir es benutzen, um ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu gewährleisten, um Hunger zu beseitigen und die Umwelt zu schützen.

Viertens könnten Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen Nahrungsmittel aus biologischem Anbau „kontaminieren“. Das wäre natürlich nur im Fall von Pflanzen ein Problem, bei denen die Bestäubung durch natürliche Einwirkung ohne menschliche Einmischung erfolgt, und nur, wenn die Definition „biologisch produziert“ Genmanipulation ausschließt, was schwierig zu rechtfertigen ist, da Gene ganz und gar biologisch sind.

Schließlich behaupten einige, dass Bauern, denen der Anbau von gentechnisch veränderten Sorten erlaubt wird, in Abhängigkeit von großen Saatgutherstellern wie Monsanto geraten, die Patentschutz – und somit ein Monopol – auf das Saatgut haben. Private Unternehmen führen jedoch nur etwa die Hälfte der gesamten Agrarforschung durch, ob diese Gentechnik einschließt oder nicht. Die andere Hälfte wird im Rahmen öffentlicher Forschungssysteme durchgeführt, die öffentliche Mittel verwenden. Die Resultate aus dieser Forschung fallen nicht unter die Monopolmacht des privaten Sektors. Die Tatsache, dass praktisch alle US-amerikanischen Mais- und Sojabohnenbauern und alle Papayabauern gentechnisch verändertes Saatgut verwenden, lässt darauf schließen, dass sie gute Geschäfte damit machen.

Ein großer Teil der Bauern – die meisten von ihnen Kleinbauern – in Argentinien, Brasilien, Südafrika, China, Indien und anderen Ländern, bevorzugt gentechnisch verändertes Saatgut, weil sie mit den daraus resultierenden Ernten höhere Gewinne einfahren. Weil Anbauer von gentechnisch veränderten Sorten wesentlich weniger Insektizide verwenden müssen, sinken ihre Kosten und sie erbringen gleichzeitig einen wichtigen gesundheitlichen und ökologischen Nutzen.

Vielleicht sind diejenigen, die private Saatgutunternehmen ablehnen, in Wirklichkeit eher gegen Kapitalismus und Marktwirtschaft als gegen gentechnisch verändertes Saatgut. Wenn dem so ist, sollten sie sich ein Thema für ihren Feldzug aussuchen, das den Armen und Hungernden in Entwicklungsländern weniger Schaden zufügt.

Die globale Nahrungsmittelkrise in den Jahren 2007-2008 war eine Warnung, was die Zukunft möglicherweise für uns bereithält, wenn wir so weitermachen wie bisher, einschließlich der deplatzierten Ablehnung der Verwendung moderner Wissenschaft in den Bereichen Nahrungsmittel und Landwirtschaft. Die Regierungen in Europa und in den Entwicklungsländern müssen ihre gegenwärtig ablehnende Haltung gegenüber gentechnisch veränderten Organismen dringend aufgeben, um dazu beizutragen nachhaltige Ernährungssicherheit für alle zu gewährleisten.

Ein solcher Umschwung würde Hunger, Armut und Unterernährung reduzieren; dazu beitragen die natürlichen Ressourcen unseres Planeten zu schützen und die Emission von Treibhausgasen in der Landwirtschaft verlangsamen. Hierfür ist allein politischer Wille erforderlich.

https://prosyn.org/P45fwpcde