817e2a0446f86f380ea73824_m1662c.jpg Barrie Maguire

Mögliche Auswirkungen einer Hungerkrise in Nordkorea

DENVER – Wenn Sie mit einem Koreaner eines bestimmten Alters sprechen, werden Sie einiges über die Gerstensaison erfahren, die im Februar beginnt und sich über die kalten Monate des Vorfrühlings erstreckt, bis die Winterernte eingebracht wird. In Südkorea erinnern sich nur noch wenige Menschen an diese entbehrungsreichen Monate, aber für Nordkoreaner ist Hunger am Land in dieser Jahreszeit sehr real.

In den letzten Jahren war Südkorea die wichtigste externe Nahrungsquelle für den Norden, wobei die Hilfe entweder durch direkte Nahrungsmittellieferungen (für das unmittelbare Problem) oder durch die Lieferung von Düngemitteln erfolgte. In diesem Jahr allerdings sind diese Nahrungs- und Düngemittellieferungen aufgrund der wachsenden Ungeduld und des Ärgers der Südkoreaner über das nordkoreanische Regime fraglich. Manche politische Analytiker in Seoul sind der Ansicht, dass sich eine heikle Nachfolgesituation in Pjöngjang in Kombination mit Nahrungsmittelknappheit auf dem Land für das nordkoreanische Regime als nicht mehr bewältigbar herausstellen könnte.

In den letzten 12 Monaten kam es zu den ungeheuerlichsten von Nordkorea angezettelten Vorfällen seit Jahrzehnten. Im März 2010 torpedierte ein nordkoreanisches U-Boot auf hoher See ein südkoreanisches Schiff, wobei 46 Seeleute ihr Leben verloren. Ebenfalls versenkt wurde damit jede Aussicht auf eine frühzeitige Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Umsetzung der nordkoreanischen Zusagen aus dem Jahr 2005, sich von seinem gesamten Atomprogramm zu verabschieden. Nordkoreas Beschimpfungen und Provokationen gegenüber dem Süden hielten an und im November beschoss Nordkorea eine zu Südkorea gehörende Insel an der nördlichen Grenzlinie, die seit dem Waffenstillstand von 1953 die Grenze zwischen Nord und Süd markiert.

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