Bank of England Nur Photo/Getty Images

Die Vorteile des Fiskalgeldes

ATHENS – Im westlichen Kapitalismus gibt es noch ein paar heilige Kühe. Eine davon muss jetzt in Frage gestellt werden: die Unabhängigkeit der Zentralbanken von den gewählten Regierungen.

Die Gründe dafür, die Geldpolitik ganz den Zentralbanken zu überlassen, sind bekannt: Politiker, die in Versuchung geraten, durch das Drucken von Geld Wahlen zu gewinnen, sind eine Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität. Die Progressiven haben zwar immer schon den Einwand geäußert, dass Zentralbanken niemals wirklich autonom sein können, da ihre Unabhängigkeit von gewählten Politikern zu stärkerer Abhängigkeit von ihren Geldgebern führt, über die sie eigentlich Kontrolle ausüben sollten. Aber die Argumente für die Trennung der Geldpolitik vom demokratischen Prozess haben seit den 1970ern immer durchgesetzt.

Unabhängig von politischen Kontroversen beruht die Unabhängigkeit der Zentralbanken auf einem ökonomischen Axiom: nämlich, dass Geld und Schulden (oder Kredite) sauber voneinander getrennt werden können. Schulden, wie beispielsweise Staats- oder Unternehmensanleihen, können für einen Preis gehandelt werden, der von der Inflation und dem Insolvenzrisiko des Schuldners abhängt. Geld hingegen kann nicht insolvent werden und ist (trotz des Währungsmarktes) weniger ein Objekt als vielmehr ein Tauschmittel.

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