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Die Fed sollte abwarten

NEW YORK – Der Gouverneursrat der US-Notenbank Federal Reserve wird am 20. und 21. September erneut zusammentreten. Obwohl die meisten Analysten eine weitere kräftige Zinserhöhung erwarten, spricht vieles dafür, dass die Fed hinsichtlich ihrer aggressiven geldpolitischen Straffung eine Pause einlegen sollte. Die bisherigen Zinserhöhungen haben die Wirtschaft eingebremst – am deutlichsten auf dem Immobiliensektor – doch die Auswirkungen der Zinsanhebungen auf die Inflation sind weit weniger gewiss.

In der Regel wirken sich geldpolitische Maßnahmen mit langen und unterschiedlichen Verzögerungen auf die Wirtschaftsleistung aus, insbesondere in Zeiten des Umbruchs. Angesichts des Ausmaßes an geopolitischer, finanzieller und wirtschaftlicher Ungewissheit – nicht zuletzt im Hinblick auf die zukünftige Inflationsentwicklung – wäre die Fed gut beraten, ihre Zinserhöhungen auszusetzen und zu warten, bis eine zuverlässigere Einschätzung der Situation möglich ist.

Für einen derartigen Aufschub sprechen mehrere Gründe. Der erste lautet schlicht, dass die Inflation drastisch zurückgegangen ist. Die Inflation des Verbraucherpreisindex (VPI) - die für die Haushalte wichtigste Messgröße - lag im Juli bei null und war wohl auch im August null oder sogar negativ. Auch der Preisdeflator für persönliche Verbrauchsausgaben (PCE) – ein weiteres häufig verwendetes Maß auf Grundlage von BIP-Rechnungen – fiel im Juli um 0,1 Prozent.

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