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Die Fed schwingt ihren Zauberstab

AUSTIN – Nach Ansicht des Ökonomen Kenneth Rogoff von der Harvard University gibt „eine wachsende Zahl von Kommentatoren der US Federal Reserve die Schuld für die derzeit steil steigende Inflation in den USA.” Er bezieht sich dabei auf einen Leitartikel im Economist, in dem die amerikanische Zentralbank zwar nicht für die Inflation selbst verantwortlich gemacht wird, aber dafür, dass sie die Zinsen nicht früher und stärker angehoben hat, als sie es schließlich am 4. Mai tat.

Rogoff ist mit diesem Urteil nicht einverstanden, und ich kann seine Argumentation bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Es besteht ein Unterschied zwischen Preissteigerungen aufgrund von angebotsseitigen Unterbrechungen, Ölschocks und Krieg einerseits und den zusätzlichen massiven Kosten, die häufig auf anhaltende Hochzinsphasen folgen: Pleiten, Arbeitslosigkeit und Finanzchaos. Den Menschen zusätzlich zu ersteren Kosten nicht auch noch zweitere zuzumuten, zeugt von vernünftigem und nicht sadistisch veranlagten Gebaren von Spitzenbeamten. Der Economist sieht das anders, aber Rogoff und ich nicht.  

Darüber hinaus ist Rogoffs Logik jedoch schwer nachvollziehbar. Er deutet an, die Fed wäre von Amerikas ach so mächtiger progressiver Bewegung eingeschüchtert geworden, die der Professorin (und Wissenschaftlerin) Stephanie Kelton von der Stony Brook University hörig war.

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