galbraith19_BRENDAN SMIALOWSKIPOOLAFP via Getty Images_jerome powell BRENDAN SMIALOWSKIPOOLAFP via Getty Images

Die Fed nimmt die Arbeitnehmer ins Visier

STEAMBOAT SPRINGS, COLORADO – Der Chairman der US Federal Reserve, Jerome Powell, hat verkündet, in der US-Geldpolitik jetzt einen Kurs steigender Zinsen zu verfolgen. Damit ist ein Anstieg des kurzfristigen Zinssatzes (für Tagesgelder und Schatzanleihen) bis 2024 um mindestens 200 Basispunkte möglich. Powell hat damit dem Druck von Ökonomen und Finanziers nachgegeben und eine Strategie wiederbelebt, die die Fed seit 50 Jahren verfolgt – und die in ihrem Giftschrank hätte bleiben sollen.

Der angegebene Grund für die Straffung der Geldpolitik ist die „Inflationsbekämpfung“. Doch tun Zinserhöhungen nichts, um der Inflation kurzfristig entgegenzuwirken, und langfristig wirken sie nur preissenkend, indem sie eine neuerliche Wirtschaftskrise herbeiführen. Es liegt dieser Politik eine mysteriöse Theorie zugrunde, die die Zinsen mit der Geldmenge und die Geldmenge mit dem Preisniveau verknüpft. Diese „monetaristische“ Theorie wird heute aus gutem Grund unerwähnt: Sie wurde vor 40 Jahren weitgehend aufgegeben, nachdem sie zu einem Finanzdebakel beigetragen hatte.

Ende der 1970er Jahre versprachen die Monetaristen, dass, wenn sich die Fed nur auf die Steuerung der Geldmenge konzentrieren würde, die Inflation sich ohne Zunahme der Arbeitslosigkeit zähmen ließe. Im Jahr 1981 probierte Fed-Chairman Paul Volcker dies aus. Die kurzfristigen Zinsen stiegen steil auf 20 %, die Arbeitslosigkeit erreichte 10 %, und Lateinamerika geriet in eine Schuldenkrise, die alle New Yorker Großbanken an den Rand der Pleite trieb. Ende 1982 hatte die Fed den Versuch aufgegeben.

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