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Die Wiederherstellung des Vertrauens in das Expertenwissen

CAMBRIDGE – Eine Aufstiegshilfe des Populismus im Westen ist das Misstrauen gegenüber Experten, insbesondere jenen in Machtpositionen, die glauben, ihr Fachwissen würde sie dazu berechtigen, Entscheidungen zu treffen, die Millionen Menschen betreffen. Populistische Anführer weisen solche Experten regelmäßig in die Schranken und verunglimpfen sie als dogmatische, abgehobene Politfunktionäre, die in einem „Sumpf“,  einem „Blob” oder in einem „Staat im Staat“ leben.

Diese Einstellung ist unter anderem auf die wirtschaftlichen Verwerfungen nach der Finanzkrise 2008 zurückzuführen, die in der hohen Inflation und stagnierenden Produktivität von heute ihren Höhepunkt erreichten. Als Mittelschicht-Eltern sich mit der Aussicht konfrontiert sahen, dass es ihren Kindern einmal nicht besser gehen könnte als ihnen selbst, begaben sie sich unweigerlich auf die Suche nach Schuldigen. In einer Atmosphäre weit verbreiteter öffentlicher Unzufriedenheit bot sich die technokratische Elite als idealer Sündenbock an.

Freilich haben unabhängige Fachleute Krisen wie den Beinahe-Zusammenbruch des globalen Finanzsystems oder die Covid-19-Pandemie nicht verhindern können. Bisweilen haben Experten die Lage sogar noch verschlimmert. Die Zentralbanken etwa haben das Offensichtliche viel zu spät erkannt, dass nämlich eine massive quantitative Lockerung die Preise für Vermögenswerte in die Höhe schnellen lassen würde, wovon diejenigen  unverhältnismäßig stark profitierten, die derartige Vermögenswerte besaßen. Das ließ wiederum die Ungleichheit weiter ansteigen.  

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