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Die große Kapitalflucht aus Südeuropa

MÜNCHEN – Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben sich auf einen großen 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds zur Hilfe der von der Corona-Epidemie am härtesten getroffenen EU-Mitgliedsstaaten geeinigt. Doch schälte sich während der langwierigen Verhandlungen über das Paket immer mehr heraus, dass die Europas pandemiebedingte Wirtschaftskrise eine Verlängerung der schon seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 schwärenden Eurokrise ist.

Im Kern ist diese Krise eine Wettbewerbskrise aufgrund falscher relativer Preise, die durch die inflationäre Überteuerung der Länder Südeuropas ausgelöst wurde, die selbst auf die Kapitalschwemme zurückzuführen ist, die der Euro diesen Ländern bescherte. Die Überteuerung war das Ergebnis einer Blase, die mit der Lehman-Krise platzte.

Nach dem Platzen der Euro-Blase kam es schon mehrfach zu Phasen einer intensiven Kapitalflucht aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland, die die sogenannten Target-Salden im internationalen Verrechnungssystem der Eurozone hochschnellen ließ. Eine weitere Phase, die alle früheren in den Schatten stellt, wurde nun durch das Virus ausgelöst.

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