gros131_Mike KempIn Pictures via Getty Images_brexit protest Mike Kemp/In Pictures via Getty Images

Eine besondere Partnerschaft zwischen Großbritannien und der EU

BERKELEY – Die Europäische Union hat eins ihrer wichtigsten Mitgliedsländer verloren: Großbritannien verfügt über ein Sechstel der Bevölkerung und Wirtschaftsleistung der EU. Ohne das Königreich wird die EU immer noch eine der weltweit größten Wirtschaftsräume sein, aber einen Teil ihrer Dynamik verlieren.

Allerdings gibt es immer noch Hoffnungen auf eine fruchtbares und kooperatives britisch-europäisches Verhältnis. Der erste Schritt besteht darin, über ein Handelsabkommen zu verhandeln. Sich aber zu sehr auf die Details dieser Gespräche zu fixieren, wäre ein Fehler. Der Handel ist für beide Seiten wichtig, aber die genauen Einzelheiten der britischen Handelsbeziehungen zu Europa werden das wirtschaftliche Schicksal des Landes nicht bestimmen. Am wahrscheinlichsten wird ein Abkommen sein, das Zölle für beide Seiten verhindert, aber sogar eine Rückkehr zu den Standardregeln der Welthandelsorganisation wäre nicht das Ende der Welt. Auch wenn ein besserer Deal in den nächsten zehn Jahren vielleicht den Verlust von ein paar BIP-Prozentpunkten verhindern könnte, sind andere Variablen wie die Qualität der Ausbildung, Investitionen und innerstaatliche Regulierung letztlich für das Wachstum wichtiger.

Auf jeden Fall ist die EU mehr als ein Markt. Sie verfügt über eine eigene Währung und hat in einem großen geographischen Gebiet die finanzpolitischen Grenzen abgeschafft. An diesen beiden Schlüsselbereichen hat sich das Königreich nicht beteiligt, und hätte dies zukünftig so bald auch nicht getan. So gesehen hat die EU lediglich „ein Drittel“ eines Mitglieds verloren. Das Verhältnis zu Großbritannien muss klug geplant werden. Aber Tatsache ist auch, dass die europäischen Politiker und Beamten dringendere Themen zu erledigen haben. Der Brexit ist jetzt ein Nebenschauplatz.

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