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Totgesagte leben länger

BERLIN – Die NATO ist erstaunlich überlebensfähig und bereits mehrmals totgesagt worden. Im Moment geht es in der NATO zu, zu als hätte ein Fuchs den Hühnerstall betreten. Wildes Gegacker und eine Wolke von fliegenden Federn ist wie üblich die machtvolle europäische Antwort auf die Gefahr. Der Fuchs scheint Emmanuel Macron zu heißen, wobei dies der erste Irrtum ist: Man mag seine Wortwahl vom „Hirntod der NATO“ und seine neue Leidenschaft für den Dialog mit Putins Russland teilen oder auch nicht, der Autor teilt sie nicht, in der Sache hat der französische Präsident so unrecht nicht. Er weist die Europäer darauf hin, dass sie, ihre kollektive Verteidigung betreffend, praktische Konsequenzen aus dem Strategiewechsel der USA unter Trump zu ziehen hätten.

Die NATO schien nach dem absehbaren Ende ihrer Mission in Afghanistan bereits schon einmal klinisch tot zu sein, bis Wladimir Putin mit seiner Okkupation der Krim und seinem Krieg in der Ostukraine kam. Er erweckte das westliche Militärbündnis zu neuem Leben.

Und dann kam Trump. Der amerikanische Präsident hat mit seinem historischen Strategiewechsel Europa quasi den Teppich unter den Füßen weggezogen, indem er die Rolle der USA als globaler Führungsmacht in einem multilateralen, regelbasierten internationalen System beendet und mit seiner nationalistischen Wende in der Außenpolitik deren Neuorientierung eingeleitet hat. Nebenbei erklärte er die NATO noch für „irrelevant“!

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