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Die rassistischen Züge der Klimabewegung

BERLIN – In ganz Europa wird die Klimabewegung von weißen Menschen aus der Mittelschicht dominiert, sei es in kollektiven „Volksbewegungen“ wie Extinction Rebellion und Fridays for Future oder gemeinnützige Organisationen wie jene, die sich unter dem Dach der „Green 10”-Koalition zusammengetan haben. Die Interessen der weißen Mittelschicht bestimmen also unweigerlich Prioritäten und Aktivitäten dieser Bewegungen.

Daher besteht eines der vorherrschenden Narrative der Klimabewegung darin, dass junge Menschen im Laufe ihres Lebens von der Klimakrise betroffen sein werden, weswegen heute gehandelt werden muss, um den Planeten für künftige Generationen zu retten. Das stimmt zweifellos. Allerdings fordern Emissionen und die dadurch verursachte Klimakrise bereits jetzt Menschenleben und das nicht nur in Pakistan, wo diesen Sommer 1.300 Menschen bei Überschwemmungen ihr Leben verloren oder in Lateinamerika, wo nach wissenschaftlichen Schätzungen zwischen 2002 und 2015 aufgrund extremer Temperaturen in Großstädten beinahe 900.000 Menschen starben. Auch in Europa sterben Menschen, aber das Problem erhält nicht annähernd genug Aufmerksamkeit.

Man denke nur an Ella Kissi-Debrah, ein neunjähriges schwarzes Mädchen aus Lewisham (im Südosten Londons), das 2013 an den Folgen mehrerer Asthmaanfälle infolge von Luftverschmutzung starb. Ihre Mutter Rosamund musste einen langen Rechtsstreit ausfechten, bis die Todesursache ihrer Tochter offiziell anerkannt wurde. Letztlich setzte sie sich durch, und Ella war der erste Mensch auf der Welt, bei dem Luftverschmutzung auf dem Totenschein als Todesursache vermerkt wurde. Ein kürzlich vorgelegter Gesetzesentwurf – „Ella’s Law” – zielt darauf ab, im Vereinigten Königreich den Zugang zu sauberer Luft als Menschenrecht zu verankern.

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