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Zeit für Europas Autonomie in der Vereidigung

PARIS – In einem aktuellen Interview mit der Zeitschrift TheEconomist präsentierte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron seine geopolitische Vision der Zukunft der Europäischen Union. Dabei spräch er von einem „Hirntod der NATO“, was vielen wie ein Widerhall von US-Präsident Donald Trumps Beschreibung der NATO als „obsolet“ erschien.

Doch war Macrons Äußerung kein Echo seines amerikanischen Amtskollegen. Macrons Sorgen über den Zustand des Bündnisses spiegeln seine Anerkennung düsterer Tatsachen wider. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg steht Europa ohne nennenswerten Verbündeten oder Partner da. Trumps Handelskriege und sein Verrat an Verbündeten sind alles andere als eine Anomalie; sie stellen eine neue Norm für die Weltordnung dar.

Bedingt durch demagogische Angriffe auf freiheitlich-demokratische Grundsätze und Trumps offene Unterstützung für autoritäre Herrscher sind Multilateralismus, Menschenrechte und der Respekt für das Völkerrecht inzwischen überall bedroht. Beiderseits des Atlantiks spotten populistische Politiker über die Vorstellung eines auf gemeinsamen Werten beruhenden Bündnisses, während China und Russland ihre Einflusssphären weiter ungehemmt ausbauen.

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