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Europas viel zu komplexe Union

PRINCETON – Vor einigen Jahren drohte die europäische Schuldenkrise, das Schiff der Währungsunion zu versenken. Heute steht die Europäische Union vor noch größeren Problemen: Die Nord-Süd- und Ost-West-Spannungen in Europa haben sich vergrößert. Und nun ist nicht einmal mehr die Zukunft der Regierung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel sicher. Ist es denkbar, dass die EU an diesen Spannungen zerbricht?

Logisch betrachtet gibt es keinen Grund, warum die EU jetzt am Rand des Untergangs stehen sollte. Immerhin wurde endlich eine nachhaltige Einigung über die griechischen Schulden erreicht, und das Flüchtlingsbüro der Vereinten Nationen hat in diesem Jahr nur 42.213 Flüchtlinge registriert – viel weniger als die Millionen, die 2015 an der Grenze der EU eintrafen.

Und trotzdem hat in diesem Jahr die Angst vor Migration einen Höchststand erreicht. Dies scheint nicht nur eine verzögerte Reaktion auf die große Einwanderungswelle vor drei Jahren zu sein, sondern auch die Unsicherheit nach der Finanzkrise von 2008 widerzuspiegeln. Die Europäer sorgen sich stärker um die Zukunft als noch vor zehn Jahren – nicht zuletzt deshalb, weil sie nicht davon überzeugt sind, dass ihre Politiker auf die aktuellen Probleme eine effektive Antwort haben.

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