man working on laptop tech startup Sean Gallup/Getty Images

Europas überraschende technologische Erfolge

BRÜSSEL – Im digitalen Bereich wird Europa oft als Nachzügler gesehen, der weit hinter den Pionieren aus den Vereinigten Staaten und Asien hinterher hinkt. Aber der Anschein trügt: Laut einem neuen Bericht der Londoner Risikokapitalfirma Atomico sind europäische Unternehmen heute in vielen Bereichen führend: bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz, dem Aufbau neuer Technologieknotenpunkte und der Höhe der Investitionen traditioneller Unternehmensfinanzierer. Im letzten Jahr wurden rekordverdächtige 13,6 Milliarden US-Dollar in den europäischen Technologiebereich investiert, verglichen mit nur 2,8 Milliarden im Jahr 2011.

Die Tage, als der europäische Technologiesektor größtenteils aus konsumentenorientierten E-Kommerz-Unternehmen bestand, sind vorbei. Diese waren oft einfach nur Kopien erfolgreicher US-Unternehmen. Heute hingegen ist Europa die Heimat echter Innovationen, angeführt von dem Bereich, den Atomico „Deep-Tech“ nennt – der Art künstlicher Intelligenz, die auch von Googles DeepMind entwickelt wird. Auf Deep-Tech fielen 2015 etwa 1,3 Milliarden US-Dollar Risikokapitalinvestitionen in 82 Finanzierungsrunden. Noch 2011 waren es lediglich 289 Millionen Dollar in 55 Runden.

Europas neue Technologiezentren entstehen an unerwarteten Orten, die von den früheren Zentren in London, Berlin oder Stockholm weit entfernt sind. Laut Atomico sollten in den nächsten Jahren vor allem Paris, München, Zürich und Kopenhagen beobachtet werden. So schickt sich beispielsweise die französische Hauptstadt an, London und Berlin in Hinsicht auf die Anzahl und das Volumen der Risikokapitalgeschäfte den Rang abzulaufen.

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